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Geschichte

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Die Geschichte der Musikkapelle Lengmoos

Bereits im 18. Jahrhundert wurde die musikalische Tätigkeit im Gericht Ritten urkundlich erwähnt, wobei damals vor allem der Chorgesang, aber auch Pfeifer und Trommler bei kirchlichen und weltlichen Feiern zum Einsatz kamen. Da unter Kaiserin Maria Theresia vor allem die musikalische Gestaltung der Gottesdienste groß geschrieben wurde, gab es selbstverständlich auch auf dem Ritten eine Pfarrmusik, bei der neben den Sängern auch so genannte Naturtrompeten mitwirkten. Die eigentliche Gründung der "Harmoniemusik" von Lengmoos, wie die Musikkapellen damals im ländlichen Raum genannt wurden, erfolgte dann im Jahre 1818 durch Franz Überbacher aus dem Sarntal, der als Organist, Mesner und Lehrer in Lengmoos tätig war. Diesem äußerst fähigen Musiker und Komponisten ist es zu verdanken, dass die Musikkapelle Lengmoos alsbald einen ungeheuren Aufschwung erlebte: durch die Einnahmen bei Aufführungen des neuen Theatervereins, der ebenso von Franz Überbacher gegründet worden war, profitierte nicht nur die Theatervereinigung, sondern vor allem auch die Musikkapelle. Nach dem Tod von Franz Überbacher im Jahre 1853 übernahmen Anton Silbernagl und später Franz Zöggeler die musikalische Leitung der 35-Mann starken Kapelle, die bereits damals so beachtliche Leistungen erbrachte, dass sie auf Einladung auch in benachbarten Städten wie Bozen, Meran und Innsbruck konzertieren konnte. Nebenbei führten die Mitglieder der Musikkapelle auch die Tradition des Theaterspielens sehr erfolgreich fort.

Als im Jahre 1901 die Freiwillige Feuerwehr Lengmoos-Klobenstein gegründet wurde, traten auch zahlreiche Musikanten bei, sodass im Laufe der Jahre eine Feuerwehrmusik entstand, was sich nicht zuletzt in den Kompositionen von F. Zöggeler widerspiegelte ("Lengmooser Feuerwehr-Marsch").

Um der Auflösung unter dem Faschismus zu entgehen, fügte sich die Musikkapelle Lengmoos den strengen Bestimmungen: altösterreichische Märsche mussten umbenannt werden, um dem Repertoire erhalten zu bleiben, und anstelle der Tracht wurde eine genehmigte Uniform getragen (so genannte Halbtracht, alte Tiroler Standschützenkleidung). Besonders verdient gemacht haben sich in dieser schwierigen Zeit die beiden Kapellmeister Linus Deflorian und Franz Villgrattner. Letztendlich wurde die Kapelle dann doch von den Carabinieri zwangsaufgelöst, sodass in der Kriegszeit nur wenige Male in Zivilkleidung und mit Privatinstrumenten ausgerückt werden konnte.

Die Wiedergründung der Musikkapelle Lengmoos erfolgte aber schon im Jahre 1946 durch Franz Villgrattner. In den Nachkriegsjahren übernahm der 1. Flügelhornist, Max Kofler, sowohl die musikalische Leitung, als auch die Funktion des Obmannes. Unter seiner Führung erlebte die Musikkapelle erneut einen ungeheuren Aufschwung: Es wurden neue Instrumente, eine neue Tracht und sogar eine Vereinsfahne angekauft. In den darauffolgenden Jahren standen dann vor allem verdiente Mitglieder an der Spitze der Kapelle, so z.B. Joseph Öhler, Karl Unterhofer, Prof. Otto Rabensteiner, und Luis Gross (seit 1998 Ehrenobmann der Musikkapelle Lengmoos). Im Jahr 1982 übernahm Prof. Iginius Ferrari den Taktstock bei der Musikkapelle Lengmoos, die er bis 1997 erfolgreich leitete. Unter Prof. Ferrari erzielte die Musikkapelle Lengmoos neben zahlreichen anderen Erfolgen im Jahr 1990 eine ausgezeichnete Leistung in der Höchststufe beim Wertungsspiel des VSM.

Nach einem Generationswechsel übernahm 1997 Norbert Fink, ein gebürtiger Lengmooser, und Mitglied der Kapelle, Berufsmusiker, diplomierter Hornist und Musiklehrer, die musikalische Leitung der Kapelle.

Diese letzten zwei Jahrzehnte unter den Obmännern Andreas Hofer und Günther Thurner sind gekennzeichnet durch Aufbauarbeit, Kontinuität, Harmonie, so wie gezielte Jugendarbeit und Nachwuchsförderung, Meilensteine sind sicherlich der Neubau und Bezug des neuen Probelokals (Musikhaus) in Lengmoos 2001 und Gründung einer eigenen Jugendkapelle 2002.

Die Mitgliederzahl und die musikalische Qualität konnten kontinuierlich gesteigert werden, so dass die Musikkapelle Lengmoos nunmehr zu einem stattlichen Klangkörper geworden ist.

Vor allem in den letzten Jahren gaben die Lengmooser bemerkenswerte Konzerte, unter anderem bei den Bozner Blasmusiktagen, Landesmusikfest in Meran, Aufführung des großen österreichischen Zapfenstreiches in Mezzocorona (TN), Festmesse des Schützenbundes im Bozner Dom, im Ausland bei den Partnerkapellen Kirchentellinsfurt (D), Gleinstätten (A), in der Partnergemeinde Kirchheimbolanden (D), Bundesmusikfest des Nordbayerischen Musikbundes in Neunkirchen am Brand (D), Festival der Blasmusik in Garmisch/Partenkirchen (D).
Ebenso erwähnenswert in der jüngsten Geschichte sind die musikalische Gestaltung der Priesterweihe des ehemaligen Mitgliedes Walter Gampenrieder in Rom 2012 und der Sieg bei der Marschmusikbewertung des VSM 2016 in der Stufe D.

Als das größte Konzertereignis und musikalischer Höhepunkt im Vereinsjahr gilt das traditionelle Osterkonzert am Ostersonntag.
Neben weltlichen Konzerten in den verschiedensten Orten in Südtirol gestaltet die Musikkapelle auch kirchliche Feiern mit, wie Andreas-Hofer-Feier des Schützenbundes, Erstkommunion, Firmung, Florianifeier der Feuerwehr, und die drei Prozessionen, die in Lengmoos zu Fronleichnam, Herz-Jesu-Sonntag und Maria Himmelfahrt stattfinden.

Quelle: Text: Verband Südtiroler Musikkapellen: 50 Jahre Bezirk Bozen 1949 - 1999 Bilder: 175 Jahre Musikkapelle Lengmoos, Konzept und Texte: Dr. Veronika Fink